Als passionierter World of Warcraft-Spieler seit der Veröffentlichung des Grundspiels habe ich den Trend der (meist kostenlosen) Privatserver zu Blizzards MMORPG-Kracher natürlich ebenfalls mitbekommen – und möchte mich zur baldigen Rückkehr von Nostalrius und dem Thema Privatserver generell einmal äußern.
Für alle die von der ganzen Aktion nichts mitbekommen haben (auch wenn das selbst bei der Berichterstattung seitens Gamestar & Co eher unwahrscheinlich ist), gibt es am Ende des Beitrages eine Zusammenfassung der vorhergegangen Ereignisse.
Nachdem die BlizzCon ohne ein Wort bezüglich der Nostalrius-„Affäre“ und dem Thema Privat- & Legacyserver generell abgelaufen ist, hat das Team des erfolgreichen Privatservers einen weitreichende Entschuss gefasst.
Bis zuletzt hatten die Jungs um Teamleiter Viper versucht erneut Kontakt mit Blizzard aufzunehmen – vergeblich. Selbst eine komplette Integration des Battle.Net in den Classic-Serverbetrieb hatte man fertiggestellt und Blizzard zukommen lassen – in den damaligen Gesprächen war dies einer der Hauptknackpunkte gewesen, an denen der Entwickler die Probleme mit Legacy-Servern festgemacht hatte.
Als dies nicht fruchtete, setzte man eine kleine Provokation ins Netz:
As a consequence, if Blizzard doesn’t make an announcement to honour their own core values, be sure that we will.
Viper – Nostalrius Team
Pustekuchen – auf der BlizzCon gab es trotzdem kein Sterbenswörtchen zum Thema.
Nostalrius-Team zieht Konsequenzen
In Konsequenz des fehlendes Interesses seitens Blizzard zieht das Nostalrius-Team nun Konsequenzen:
Alle Datenbanken des PvP- & PvE-Servers sowie der gesamte Code, an dem das Team über 6 Jahre gearbeitet hat, gehen an das Project Elysium WoW.
Das Projekt vertritt dieselben Ansichten wie das Nostalrius-Team und wird ebenfalls ehrenamtlich betrieben.
Es wird einen komplett neuen, frischen PvP-Server geben – außerdem werden die Datenbanken des PvP-Servers von Elysium und Nostalrius zusammengelegt und es wird einen PvP und einen PvE-Server mit dem kombinierten Datenbanken geben.
Einige Zeit danach soll der komplette, durch das Team erarbeitete Code inklusive Dokumentation auch öffentlich für jedermann zugänglich erhältlich sein.
Nimmt sich Nostalrius hier zuviel raus – oder ist die Aktion „gerechtfertigt“?
Im Grunde ist der Fall natürlich klar – (kostenlose) Privatserver von World of Warcraft in jeglicher Form sind nicht legal und nicht erlaubt, schließlich geht es um Blizzards geistiges Eigentum.
Würde man die Spielinhalte die man auf vielen dieser Server findet so in der Form im aktuellen World of Warcraft in irgendeiner Weise finden können, gäbe es für mich da keine Diskussion.
Wenn wir aber von Funservern reden, die selbstgestaltete Inhalte bereitstellen und/oder über Legacy-Server wie Nostalrius, die nicht profitorientiert sind, und Inhalte bereitstellen die es so in der Retail-Version von World of Warcraft nicht mehr gibt, sehe ich die Sache schon anders.
Ich selbst habe mit Classic angefangen – und spiele mit einer größeren Pause in Cataclysm und WoD (wen wunderts…) auch schon quasi immer World of Warcraft.
Die Erfahrunge und die Mechaniken von damals nochmal zu erfahren, nochmal das World of Warcraft zu spielen bei dem einen noch nicht alles „geschenkt“ wurde und die Schwierigkeitsgerade aus hochskalierten Bossen wie in Mythic bestanden hat – dafür würde ich sogar ein Abo bezahlen.
Leider sieht es Blizzard aber nicht ein, auch nur testweise einen Legacy-Server aufzusetzen – also spiele ich die Inhalte dort wo ich es noch kann, auf Nostalrius.
Damit ist meine Meinung auch relativ klar – sobald die alten Inhalte wieder so in der Originalform in World of Warcraft vorhanden sind, bin ich für eine Abschaltung von Servern dieser Art.
Soll heißen, sobald es eine vom Entwickler gestellte Alternative (offizielle Classic-/Legacy-Server) gibt.
Solang es diese Möglichkeit aber nicht gibt, sehe ich in Privatservern, inbesondere mit welchen frührere Expansionen, keine Probleme.
Das Argument, die Server würden Blizzard ihre Kunden rauben, gilt für mich in diesem Falle einfach nicht.
Wie seht ihr die Sache?
Gehören Privatserver verboten, oder sollten ehrenamtliche Projekte von Blizzard gedulded, vielleicht sogar unterstützt werden?
Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse
Nostalrius war das erfolgreichste Vanilla-Privatserver-Projekt der letzten Jahre. Über 800.000 Spieler haben sich für die zuletzt zwei Vanilla-Server (PvP & PvE) registriert, davon waren 150.000 Accounts auch wirklich aktiv.
Zu Peakzeiten spielten auf beiden Servern zusammen bis zu 30.000 Leute, für Privatserver sind das enorme Ausmaße.
Das Team des Servers entwickelte 6 Jahre lang ihre eigene Version von World of Warcraft „Vanilla“ – und bekam dann einen Dämpfer verpasst. Ein Brief von Blizzard flatterte ins Haus, der das Team dazu aufforderte den Betrieb des Servers einzustellen.
Im April dieses Jahres wurde Nostalrius dann heruntergefahren – zum Leidwesen vieler Spieler.
Mark Kern, ehemaliger Teamleiter von World of Warcraft, nahm Kontakt zum Nostalrius-Team auf und man rief eine Petition ins Leben, die zeigen sollte wieviel Interesse an Nostalrius und einer Classic-Version von WoW besteht. Kern und die Teilnehmer fordern darin außerdem Blizzard zu eigenen Servern oder dem dulden von ehrenamtlichen Projekten auf.
„You think you do, but you don’t!“
(WoW Executive Producer J. Allen Brack auf die Frage eines Fans bezüglich Blizzard-eigenen Legacy Servern)
Die Petition sammelte bis heute über 275.000 Unterschriften und die über 5.000 Seiten davon wurden von Mark Kern ausgedruckt und in einem Meeting an Mike Morhain, Präsident bei Blizzard, übergeben.
In der Zwischenzeit prasselte ein Shitstorm auf Blizzard herein, die sich mit der erzwungen Schließung des Servers und ihrem Kurs entgegen jeglichen Interesses seitens der Community für ältere Spielversionen (siehe Zitat) keine Freunde gemacht hatten.
Als versöhnliche Geste und als Zeichen des guten Willens luden die Entwickler die Betreiber von Nostalrius zu sich ins Blizzard HQ nach Irvine in Kalifornien ein, um über das Thema Privat- & Legacy-Server zu reden.
Bei diesem Treffen im Juni 2016 besprachen die zwei Parteien sowohl das Projekt und seine Entwicklung, inklusive auftretender Schwierigkeiten und wie diese gelöst wurden, als auch die Aufstellung des Teams hinter Nostalrius, technische Details und mehr.
Nach dem Treffen hofften viele auf eine Ankündigung seitens Blizzard bezüglich der WoW-Privatserver allerspätestens auf der BlizzCon 2016 – allerdings wurde dies schon im Vorfeld mehrmals dementiert – und auch die T-Shirt Kampagne seitens Nostalrius änderte daran nichts mehr.